Mittwoch, 13. März 2024

Eure Tante aus Marokko... hip hop

Lieber Janosch, liebe Marit,

Tante Jenny und ich vertrödeln gerade unsere Zeit auf der Fähre. Das ist das große Schiff, dass uns von Marokko zurück nach Italien bringt. Hier haben wir viel Zeit um über all unsere Abenteuer in Marokko nachzudenken. Ihr habt ja schon mitbekommen, dass es in Marokko ganz anders ist als in Deutschland.
Marokko ist ein Land in Afrika. Genauer gesagt im Nordwesten Afrikas. Also oben links von Afrika. 




Die Menschen in Marokko sprechen verschiedene Sprachen. Am meisten Arabisch und Tamazight. Aber viele Leute sprechen auch Französisch und Spanisch. Die Marokkaner sind also richtige Sprachtalente.

Marokko ist ein viel ärmeres Land als Deutschland. Das Land besitzt weniger Geld und die Menschen verdienen auf der Arbeit weniger Geld und können sich weniger kaufen. In den kleinen Dörfern sind trotzdem viele Familien glücklich und zufrieden. Sie sind glücklich, wenn alle gesund sind, sie genügend Essen und Trinken haben und wenn sie eine Möglichkeit haben ein bisschen Geld zu verdienen. 

Viele Menschen arbeiten auf Feldern und bauen unter anderem Weizen an. Um daraus dann zum Beispiel Mehl für Brot zu machen. 
Andere Marokkaner besitzen ein paar Kühe und verkaufen deren Milch. Manche Menschen sind Schafs - oder Ziegenhirten und wandern mit ihren Tieren und der ganzen Familie durch die Berge. 


Sie nehmen dabei oftmals alles mit was sie besitzen und leben in eine Art Zelt. Das wird dann immer mal wieder woanders aufgebaut. Schafe und Ziegen können gegen andere Sachen die man braucht getauscht werden. Zum Beispiel gegen Teppiche oder etwas zu Essen.

Es gibt auch arme Menschen in Marokko, denen es nicht gut geht. Dann können sie sich keinen Strom oder warmes Wasser leisten. Oder Wasser überhaupt. Denn besonders im Süden von Marokko regnet es fast gar nicht. Im Süden Marokkos ist die Wüste. Sahara heißt sie. Ein Mann erzählte uns, dass es seit fünf Jahren nicht richtig geregnet habe. Also so lang wie fünf Mal Weihnachten und kein Regen dazwischen. Das ist natürlich nicht gut. Es ist natürlich sehr schön wenn die Sonne scheint, aber Wasser ist auch sehr wichtig. Wie sollen sonst die Blumen wachsen und das Obst und Gemüse auf den Feldern und an den Bäumen? Was soll man trinken? Eigentlich ist es gar nicht so doof wenn es mal regnet. Wir sollten uns darüber mehr freuen.

Hier haben wir zum Beispiel in einem ausgetrockneten Flussbett geschlafen. Wasser ist da schon lange keines mehr drin. 

Was gibt es noch für Probleme, wenn ein Land wenig Geld hat? Oft gibt es Probleme mit dem Müll. Bei uns kommt die Müllabfuhr und bringt unseren Müll weg. Der Müll wird in Müllverbrennungsanlagen verbrannt oder recycelt. Aus altem Plastik wird neues, aus altem Papier frisches. Sowas können wir alles in großen Fabriken machen, die in Deutschland gebaut wurden. Und die viel Geld gekostet haben. In Marokko gibt es das nicht. Auf jeden Fall nicht genügend, dass all der Müll weggebracht werden kann. Deswegen gibt es sehr viel Müll auf den Straßen. Überall fliegt Plastik herum. Keiner weiß wohin damit. Wisst ihr, es ist ganz schön schwierig das jeden Tag zu sehen, wenn man das von zuhause nicht gewohnt ist. 

Die Kuh schaut mal, ob sie da noch was essbares im Müll findet. 

Aber es ist in Marokko nunmal so und wenn man das verstanden hat, dann kann man auch wieder die schönen Dinge sehen.
Marokko hat nämlich sehr viel schöne verschiedene Natur. Es gibt das Meer, es gibt richtig hohe Berge, es gibt Wälder und die Wüste. Das war natürlich besonders spannend, denn in einer richtigen Wüste waren Tante Jenny und ich noch nie. Die Wüste ist wie ein riesiger unendlicher Sandkasten. Man sieht nur Sand Sand Sand. Und der wird tagsüber ganz schön heiß. Deswegen sind Tante Jenny und ich immer zum Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang in der Wüste herumspaziert. 


Da war es dann nicht ganz so heiß. Wir haben sogar einige Tierspuren und kleine Höhlen entdeckt.


Ich schwöre es sind nicht meine Spuren. Aber zu welchem Tier sie gehören, wissen wir nicht. Auf jeden Fall fanden wir es sehr spannend, dass es auch in so einer heißen Gegend Tiere gibt. Also außer mir natürlich. Wir haben uns dann gemütlich in den Sand gesetzt und erst einmal genüsslich Bananen gefuttert. Es gibt nichts besseres. Vor allem wenn die Bananen direkt aus dem Land kommen, in dem man gerade ist. Also frisch gepflückt. Mhhhhh. 

Apropos Essen. Die Marokkaner essen ja nicht nur Bananen. Sie kochen auch ganz tolle Sachen, die wir probiert haben. Das traditionelle Gericht in Marokko ist Tajine. Tajine heißt das Essen an sich, aber auch die Tonform, in welcher sie zubereitet wird. Darin werden Gemüse und Fleisch über dem Feuer gedünstet. Wir haben die vegetarische Variante sehr oft gegessen. Immer ein Hochgenuss! 


Dazu gibt es auch immer frisches Brot, welches die Marokkaner oft in großen Stein- oder Lehmöfen backen. 

Freitags gibt es traditionell Couscous. Der Freitag ist für die Marokkaner, die der Religion "Islam" folgen, ein wichtiger Tag.
Menschen die dem Islam folgen, nennt man Muslime. So wie bei uns die Menschen Christen heißen, wenn sie dem Christentum folgen. 

An dem Freitag gehen alle in die Moscheen. Danach wird dann zusammen Couscous gegessen. Der Freitag ist für Muslime der Feiertag der Woche, wie bei den Christen der Sonntag. 


Übrigens fängt jetzt der Fastenmonat Ramadan bei den Muslimen an. Wer also der islamischen Religion folgt, fastet einen Monat. Fasten bedeutet, dass die Leute die dort mitmachen tagsüber nichts essen und auch nichts trinken. Nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang, also wenn es dunkel ist. Dann aber immer sehr festlich. In den letzten Wochen haben sich die Menschen in Marokko schon auf den Fastenmonat vorbereitet. Es wurde sehr viel eingekauft. Die Supermärkte waren voll wie bei uns an Weihnachten. Und auf den Märkten wurde haufenweise süßes Gebäck gestapelt und verkauft. Leeecker.

Die Leute kaufen alles für die Abende ein, an denen sie dann gemeinsam mit der Familie essen. Das gemeinsame Essen nach so einem Tag ohne Essen nennt man Fastenbrechen. Im Arabischen heißt es Iftar. 
Und ganz am Ende, nach einem Monat Fasten, gibt es dann ein riesiges Fest mit noch mehr Essen und Süßigkeiten. Deswegen heißt es auch Zuckerfest. Auf Arabisch Eid al-Fitr. 
Mhhh. Ein bisschen schade, dass Tante Jenny und ich das jetzt verpassen. Aber den ganzen Tag ohne Trinken und Essen hätten wir bestimmt nicht radelnd geschafft. Da braucht man ja viel Energie. 


Ach ja, da fällt mir noch was ein: In Marokko gibt es dann natürlich keine oder wenige Kirchen. Weil in Kirchen beten ja die Christen. In Marokko gehen die Muslime in Moscheen. Eine Moschee gibt es bei uns auch. Auf dem Weg zum Kindergarten. Habt ihr die schonmal entdeckt? Und anstatt läutenden Kirchenglocken gibt es einen Mann, den Muezzin, der zum Gebet ruft. Fünf Mal am Tag. So sagt er allen Muslimen Bescheid, dass es jetzt Zeit ist zu beten. 

Viel mehr weiß ich aber auch nicht darüber. Also über die Religion "Islam", den Fastenmonat "Ramadan", die Moscheen und so weiter. Ich will ja jetzt auch nichts falsches erzählen. Aber wisst ihr was? In eurem Kindergarten gibt es auch Kinder, die dieser Religion angehören. Ich bin mir sicher, dass sie oder ihre Eltern das am besten erklären können. Besonders jetzt, wo die Muslime den Fastenmonat begonnen haben. Das ist bestimmt spannend.

Na, und eine ganz wichtige Frage für Tante Jenny und mich war wie immer: Was gibt es für Tiere in Marokko und welche werden wir sehen? Es gibt einige besondere Tiere, nämlich zum Beispiel das Dromedar. Es lebt in der Wüste und dient vielen Leuten als Reittier oder zum Transport von Dingen. Ich habe aber auch viele freie Dromedare gesehen, während wir so durch die Wüste zischten.

Ich habe ja immer den besten Ausguck und kann mich umsehen, während eure Tante vor sich hinstrampelt. Also, Dromedare habe ich viele gesehen. Die latschen in Grüppchen durch die Weiten der Wüsten, recken sich in die Bäume und fressen die Blätter ab oder stehen einfach nur herum.

"Psssst, ich verrate dir ein Geheimnis...."


An den Orten, an denen es viele Urlauber gibt, werden Dromedare auch zum Reiten durch die Wüste angeboten. Da sind wir aber strikt dagegen. Erstens werden die Dromedare oft nicht gut behandelt, bekommen zu wenig zu essen und zu trinken und müssen den ganzen Tag in der Sonne stehen und auf ihren Einsatz warten. Zweitens sind die Sättel oft sehr schwer und für die Dromedare unbequem. Und drittens kann ein Urlauber auch auf seinen gesunden Beinen selber laufen, wenn er schon das Abenteuer Wüste erleben will. So.

Außerdem gibt es in Marokko noch ein paar Wälder, in denen Affen leben. Die Berberaffen. Leider haben wir es dort nicht mehr hingeschafft. Die schauen wir uns ein anderes Mal an. Frech sollen sie sein. Vielleicht muss ich denen mal die affischen Benimmregeln beibringen. Dann gibt's auch Bananen.

Oft mussten wir Schildkröten auf die andere Straßenseite tragen. Die sind ein bisschen langsam beim Rübergehen über die Straßen. Und gucken auch nicht links und rechts. 

Und wie auch so oft in ärmeren Ländern gibt es wieder viele Straßenhunde und -Katzen. Das kennen Tante Jenny und ich ja jetzt auch schon aus vielen anderen Ländern. 



Es ist dann gut immer ein bisschen Hundefutter oder Brot und Wasser dabei zu haben. Die Katzen werden in den Orten oft mitgefüttert und ergattern Reste vom Metzger oder am Fischstand. Hunde sind in Marokko leider weniger beliebt. Deswegen haben Tante Jenny und ich fleißig Hunde gefüttert. Und auch ein paar Tage in einem Hundeheim ausgeholfen, wo Hunde ohne Zuhause leben und auf eine Familie warten. Da ist unser Kaiju wirklich ein sehr glücklicher Hund.


Und als wir so vor uns hinradelten, also weniger ich als Jenny, dachte ich, ich trau meinen Augen nicht. Was sehe ich da? Da sitzen keine Affen im Baum, sondern ZIEGEN?? Tatsächlich! In Marokko sitzen Ziegen oft in Bäumen. Und warum? Weil sie die Nüsse, die Blätter und sogar das Stachelzeug an genau diesen Bäumen lieben. Am Arganbaum. Der scheint köstlich zu schmecken. 


Aber bevor ich an so riesigen Stacheln herumknabbere und mit der Zunge im Baum hängen bleibe, bleibe ich lieber bei meinen Bananen. 
Die Marokkaner nutzen den Baum aber übrigens auch. Aus den Nüssen wird sehr wertvolles Öl hergestellt. Das soll sehr gesund sein.

Mensch, was soll ich euch sagen. Wenn Tante Jenny und ich wieder zuhause sind, fallen mir bestimmt noch viele tolle Geschichten aus Marokko ein. Und ihr könnt ganz viele Fragen stellen. Ich freue mich schon darauf euch ganz bald alles selber zu erzählen. Und noch viel mehr Fotos zu zeigen. 

Ich habe euch sehr lieb,

Eure Tante Jenny mit dem Geschichtenerzähler Herrn Nilson und einer Menge Geschichten im Gepäck